Sachbücher zu Altägypten

Das absolut Schönste, das man vorher lesen kann: Das Buch über Amenophis III. mit den bekannten Fakten, Einschätzungen seiner Zeit, Zitaten aus seinen Briefen und vielen wunderschönen Abbildungen über das Leben der Menschen in Altägypten. Allein schon das Durchblättern ist eine wahre Freude.
Gebundenes und reich illustriertes Buch zu allen Tempeln Ägyptens. Erklärt werden im ersten Teil die historische Entwicklung, der Bauablauf, die Teile des Tempels mit ihrer jeweiligen Bedeutung und die religiösen Funktionen des Tempels. Mehr als die 2. Hälfte wird dann von den Beschreibungen der einzelnen Tempel eingenommen.
Leider hatte ich das Buch bei meiner Reise noch nicht - es wäre aber großartig gewesen. Denn bis dahin hatte ich keine entsprechenden Informationen gefunden, auch nicht richtig gesucht, weil ich glaubte, ich würde vor Ort besser versorgt werden. Das ist aber nicht der Fall, weil ja den örtlichen Führern sonst die Einkommensquelle entzogen würde. In diesem Buch gibt es mehr Informationen als in jeder Führung vor Ort.
Frau Desroche Noblecourt ist eine bekannte Kennerin der Materie; was Ramses angeht, wahrscheinlich DIE Kennerin schlechthin. Ihre Bücher zeichnen sich durch große Detailfülle aus, ebenso wie die überall spürbare Liebe zur Materie. Sie gönnt sich gelegentlich kleine Ausschmückungen, deren rein dekorativer Inhalt ("schenkte einer reizenden kleinen Tocher das Leben") auf der Hand liegt. Wo das nicht klar ist, schreibt sie das dazu. Aber gerade diese Kleinigkeiten machen ihre populärwissenschaftlichen Bücher so leicht zu lesen wie Romane. Leider sind die bei Bastei-Lübbe erschienenen Bücher lausig gebunden, sie verlieren beim ersten Lesen schon Seiten. Das ist zwar ärgerlich, andererseits aber auch im Zusammenhang mit dem freundlichen Preis zu sehen.

 

Im Tal der Könige gibt es ein Problem: es wälzen sich Massen hindurch, die meistens von einem Führer geleitet werden und aus Leuten bestehen, die großenteils wenig Vorkenntnisse mitbringen, manchmal auch wenig Interesse. Die Führer müssen ihre sämtlichen Erklärungen außerhalb der Gräber geben, drinnen dürfen sie das nicht. Das führt dazu, dass man z.B. in sehr formal wirkenden Gräbern wie dem von Thutmosis III. ziemlich ratlos dem offensichtlich geballten Informationsgehalt gegenüber steht, der sich da an den Wänden entfaltet. In dem Fall ist es gut, wenn man wenigstens dieses Heftchen aus der Tasche ziehen kann, um ihm noch die wesentlichsten Informationen zu entnehmen. Besser aber vorher schon mal durchlesen, die Unterweltsbücher der Ägypter sind kein leicht verdaulicher Stoff.
Umfangreicher und auch für alle Tempel und Gräber in Tagestourentfernung ist dann der National Geographic Art Guide. Der ist zwar deutlich schwerer, aber noch immer taschengeeignet und durchgehend bebildert. Enthalten sind selbst Gräber, die in den besten vor Ort erhältlichen Broschüren nicht enthalten sind. Es gibt vor Ort überhaupt wenig bis keine Bücher, denn die würden ja die örtlichen Führer arbeitslos machen. Der einzig erwähnenswerte Buchladen, den ich gesehen habe, liegt unten neben dem Balsamierungmuseum. Aber etwas annähernd so gutes kriegt man da auch nicht.

 

Literatur über Nubien und die Denkmäler, die teils vor den Fluten des Nassersees gerettet wurden, teils nicht gerettet werden konnten, ist ziemlich selten. Nicht taufrisch, aber ziemlich gut ist da das Buch von Fouchet, das es in zwei Ausgaben gibt. Hier findet man auch die Informationen zu allen Stationen der Nassersee-Kreuzfahrt.

 

Bücher über Hierglyphen gibts wie Sand am Meer. Es fällt schwer, hier die richtige Wahl zu treffen und einmal habe ich auch daneben gegriffen.
Vermutlich der beste Einstieg ist das Buch von Gabriele Wenzel, die das Konzept erklärt, einen schrittweisen Einstieg und Übungen teilweise an echten Grabinschriften bietet. Dazu landeskundlichen Hintergrund, ohne den die Sprache für sich allein nicht erschließbar ist. Ein Buch, das Spaß macht beim Lernen, aber als Reisegepäck etwas sperrig ausfällt.
Das Bändchen von Hillary Wilson ist da transportfreundlicher und auch spannend zu lesen, setzt allerdings gewisse Vorkenntnisse voraus, was die Funktionsweise der Schrift angeht. Es beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Namen, Bezeichnungen und Titeln von Personen und Orten.
Zum Lernen nicht sehr empfehlenswert finde ich das Bändchen aus der Kauderwelsch-Reihe. Es erklärt wenig zum Gesamtkonzept der Sprache, lässt sich dafür aber seitenweise über die Grammatik aus, die für den passiv lesenden Einsteiger ziemlich irrelevant ist. Manche Formulierungen sind bestimmt interessant zu wissen, aber dieses kleine Bändchen ist praktisch fast unlesbar - damit stirbt dann auch der Lerneffekt.

Romane

Die Ramses-Serie habe ich mir mit einem Schlag bestellt und in Englisch gelesen, weil ich mich auch auf Englisch-Ägyptisches Vokabular vorbereiten wollte. Hätte ich eins nach dem anderen kaufen wollen, wäre die Serie wahrscheinlich nicht vollständig geworden. In der Tat ist der Autor Ägyptologe und hat eine Menge Fachwissen in die fünf Bände einfließen lassen. Problem daran: er vermengt diesen Schatz an Wissen bis zur Unkenntlichkeit mit seifenopernhaften Figuren und einer simpel gestrickten Rahmenhandlung. Die Fakten, die Möglichkeiten, die blanke Erfindung und die Schönfärberei auseinanderzuhalten, gelingt eigentlich nur, wenn man flankierend dazu seriöse Bücher liest wie z.B. das über Amenophis oder von Frau Desroche Noblecourt. Dann allerdings merkt man, dass man ganz nebenbei eine Menge Informationen entspannt aufgenommen hat, die ansonsten so komprimiert viel schwerer verdaulich wären.
In vielen Fällen ist klar, warum der Autor einen bestimmten Handlungsstrang so gesponnen hat und nicht anders. Manche Ideen sind ausgesprochen interessant oder originell. Trotzdem hätte es für meine Begriffe gern deutlich weniger kitschig ausfallen können. Und warum der Autor mehrfach betont, wie bescheiden sein Protagonist ist, der in Wahrheit seit 3000 Jahren ungeschlagener Meister der Selbstbeweihräucherung geblieben ist, wird wahrscheinlich ewig sein Geheimnis bleiben.