Radicchio di Treviso

Radicchio di TrevisoEine Pflanze aus der Rubrik "Reisemitbringsel": Dieser Radicchio ist im Gegensatz zum bekannten Radicchio di Chioggia praktisch auf den Raum um Venedig beschränkt. Und genau deshalb - und um einige Rezepte meines venezianischen Kochbuchs nachzuvollziehen - habe ich mir ein Tütchen mitgebracht.

Der Name der Pflanze kann übrigens etwas Verwirrung stiften: in den Rezepten ist von Radicchio di Treviso die Rede, auf den Samentüten - auch denen, die es neuerdings in Deutschland gibt - steht Chicoree. Das ist nicht weiter verwunderlich, weil es sich in beiden Fällen um Kulturformen der Zichorie (Cichorium intybus) handelt und der botanische Unterschied nur hauchfein ist. Auf jeden Fall bietet das mal eine Vorstellung vom zu erwartenden Geschmack.

Im ersten Jahr habe ich nach italienischer Packungsanweisung im Juni ausgesät und nicht nennenswert geerntet. Zwar haben die jungen Blätter bereits den selben Geschmack wie die der erntefähigen Pflanze, aber die Rezepte beziehen sich praktisch alle auf Köpfe und wenn man keinen hat, dann ist das Essig mit der Zubereitung.

Im zweiten Jahr habe ich dann früher ausgesät, im Mai, und ein paar Wochen später vereinzelt. Das hat gut geklappt, sowohl bei den vereinzelten Pflanzen als auch bei den als Beilage geernteten verbliebenen Sämlingen. Die Pflanzen werden erstaunlich groß, 40 cm Abstand kann man rechnen, bilden aber keine ganz festen Köpfe. In Venedig sind sie ein Winteressen, für Deutschland kann ich das aber nicht uneingeschränkt empfehlen. Sie sind nämlich nicht ganz frosthart, meine bis dahin nicht geernteten Pflanzen fielen nach den ersten leichten Frösten etwas in sich zusammen. Zwar konnte ich sie noch ernten und verwenden wie geplant, aber die Sache war grenzwertig.

Was mich dann schwer verwirrt hat, war der Grad an Bitternis. Vor Ort in Italien sind sie nicht annähernd so bitter und sehen auch etwas anders aus. Ich hatte meine Köpfe einfach nach den einschlägigen Rezepten zubereitet und erst wesentlich später erfahren, dass das in Italien keiner macht. Im Gegensatz zu den bekannten runden Köpfen aus dem Supermarkt wird der Radicchio di Treviso nicht direkt gegessen, sondern behandelt wie Chicoree - daher auch die etwas befremdliche Bezeichnung auf der Samentüte. Ich hätte also anbauen, zwei Frostnächte abwarten und dann die Wurzeln im Lager treiben lassen müssen. Tja. Hätte ich das gleich gewusst, hätte ich das Saatgut gar nicht gekauft, denn Lagergemüse ist nichts für Kleingärten und Innenstadtwohnungen. Aber so war das mal wieder ein Gemüseabenteuer der anderen Art.

Interessante Erklärungen kann man übrigens beim Standard nachlesen.

Die Pflanze auf dem Foto wurde Mitte August fotografiert, die Entwicklung ging noch deutlich weiter, da hab ich aber anscheinend das Foto vergessen.

Rezepte für Radicchio di Treviso